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Geschichte


Geschichtliches

Über die Geschichte des idyllischen Ortes Wallenstedt ist leider wenig bekannt. Erwähnt wird das Dorf im ersten Viertel des 11. Jh. unter dem Namen Wallenstide. Während der Zeit des frühen Mittelalters ist in Wallenstedt das Geschlecht „de Wallenstide“ urkundlich belegt, das im Siegel einen Helm als Symbol zeigte. An diese Zeit erinnert das Wappen Wallenstedts, das einen silbernen Spangenhelm mit Naseneisen auf rotem Grund zeigt, der zwischen den Spangen mit goldenen, von Bandmotiven verzierten Platten unterlegt ist.

In den Güterverzeichnissen von St. Michael in Hildesheim wird 1194 die Bezeichnung Wallenstede gebraucht und wenige Jahre später hat sich die Schreibweise in Wallensthede geändert. Nicht nur das Kloster St. Michael, sondern auch die Klöster Haus Escherde und Amelungsborn waren in der Vergangenheit hier begütert.

Mit der Einführung der Reformation wird Wallenstedt als Filialkirche von Rheden genannt. Eine Kirche existiert hier heute nicht mehr, aber zahlreiche schöne Häuser mit Geschichte prägen noch immer das Ortsbild. 1770 lebten etwa 180 Menschen in Wallenstedt, von denen die meisten auf Bauernhöfen wohnten und arbeiteten. Die acht größten „Ackermann“-Höfe waren wichtigste Arbeitgeber im Dorf. Einige dieser Bauern brauten im jährlichen Wechsel Bier und schenkten dieses in eigenen noch heute erkennbaren Schankräumen aus.

Obwohl das heute etwa 300 Einwohner zählende Wallenstedt direkt an der Kreisstraße K 415 liegt, ist es ein friedliches und beschauliches Dorf geblieben. Rheden und Heinum in direkter Nachbarschaft im Osten und Südwesten sind mit dem Fahrrad oder dem Auto innerhalb weniger Minuten zu erreichen und auch Gronau im Norden liegt nur 4 km entfernt. 1974 wurde Wallenstedt zu einem Ortsteil der Gemeinde Rheden und mit dieser im November 2016 in die Stadt Gronau (Leine) eingemeindet. Da es im Ort selbst keine Geschäfte oder staatlichen Bildungseinrichtungen mehr gibt, müssen die Wallenstedter heute mit dem PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln bis dorthin fahren, um die notwendigen und täglichen Einkäufe zu erledigen. Das ändert aber offensichtlich nichts daran, dass die Wallenstedter in ihrem Dorf einen Ort mit Zukunft sehen und sich daher für die Dorfgemeinschaft engagieren.

 


Historische Baulichkeiten

Brunottescher Hof

Zu finden: Hohle Grund 2

Mitten im Ort steht unübersehbar das wohl schönste Fachwerk-Bauernhaus Wallenstedts, der Brunottesche Hof, der zwischen 2012 und 2014 von Grund auf saniert und restauriert wurde und heute unter Denkmalschutz steht.

Untersuchungen im Rahmen der Restaurierungsarbeiten konnten belegen, dass die für den Bau des Hauses verwendeten Eichen in den Jahren 1562 und 1594 gefällt wurden. Somit gilt das Wohn- und Wirtschaftsgebäude als eines der ältesten bisher datierten Fachwerk-Bauernhäuser Niedersachsens.

Die Hofstelle des Brunotteschen Hofes ist jedoch noch weitaus älter. In alten Quellen ist sie bis in die Zeit um 1000 zurückzuverfolgen. Schon im zweiten Testament Bischof Berwards aus dem Jahr 1022 wird die Hofstelle in „Wallenstiede“ erwähnt. In den Güterverzeichnissen des Klosters St. Michaelis in Hildesheim ist sie noch bis zum Jahr 1321 als Meierhof zu finden.

Hofbesitzer im Rahmen des Meierrechts waren nachweislich seit 1537 die Brunottes. Zwischen 1837 und 1848 wurde der gesamte Hof von Friedrich August Brunotte abgelöst, damit waren Hof und Ländereien sein Eigentum. An ihn und seine Frau Ilse erinnert noch heute eine Inschriftentafel mit ihren Namen in der roten Backsteinmauer auf der linken Seite des Hoftores. Diese Tafel gehörte einst zu einer Scheune, die 1861 massiv erbaut worden war und vor einigen Jahrzehnten abgebrannt ist.

Über Jahrhunderte gehörte der Brunottesche Hof zu den drei ortsbestimmenden Ackenmannshöfen Wallenstedts. Über viele Jahre und bis zu seinem Tod im Jahre 1902 hatte der älteste Sohn von August und Ilse, der Hoferbe Heinrich Brunotte, das Amt des Gemeindevorstehers inne. Er war der letzte, der die Ländereien der Hofstelle bewirtschaftete. Nach seinem Tod war sein Bruder August Erbe des Hofes, der Hofgebäude und Ländereien jedoch verpachtete.

Heinrichs und Augusts Schwester Elise wohnte noch bis zu ihrem Tod im Jahre 1910 im Haupthaus, danach nutzen es unterschiedliche Bewohner. 1916 kehrte der Hoferbe August, der u.a. über 20 Jahre erfolgreicher Pächter und Verwalter des Rittergutes Goddelsheim in Nordhessen gewesen war, mit seiner Familie in seinen Geburtsort Wallenstedt zurück und ließ den bisherigen Schweinestall und Schauer zu einem „Sommerhaus“ umbauen, das einige Zeit später zu ihrem festen Wohnsitz wurde. Nach seinem Tod bewohnte es seine Frau weiterhin, bis sie Wallenstedt 1986 verließ und zu einer Tochter zog.

Die Ländereien der Hofstelle wurden im Laufe der Zeit veräußert, doch das Wohngebäude blieb bis zum Verkauf des Hauses an den „Verein Brunottescher Hof“ im Jahre 2010 im Besitz der Familie Brunotte. Zur Hofstelle gehörten ursprünglich außer dem Wohnhaus fünf weitere Gebäude wie Stallgebäude, Scheune und Backhaus, von denen bis heute allerdings nur noch das links vom alten Wohnhaus des Hofes und etwas zurückgelegene Sommerhaus erhalten geblieben ist.

Dem großem Engagement des Vereins Brunottescher Hof ist es zu verdanken, dass dieses vor dem Verfall gerettet werden konnte. Mit finanzieller Unterstützung aus Geldmitteln der EU, der BRD, des Landes Niedersachsen, unterschiedlichen Stiftungen sowie des Landkreises Hildesheim, der Kreiswohnbau Hildesheim GmbH und der Klosterkammer Hannover ist es gelungen, das Bauernhaus unter fachkundiger Begleitung und mit Hilfe engagierter Handwerker in drei Bauabschnitten zu restaurieren und bis 2016 auch das Außengelände instand zu setzen. Seitdem ist der Brunottesche Hof zu einem Schmuckstück Wallenstedts und buchstäblich zum Mittelpunkt des Dorfes geworden. Das Gebäude ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich, wird regelmäßig für Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft genutzt und kann für Vereinsveranstaltungen und Familienfeiern gemietet werden. Im Obergeschoss ist eine Ferienwohnung entstanden, die ebenfalls von Interessenten gemietet werden kann. Regelmäßig wiederkehrende und Sondertermine sowie Informationen zum gesamten Gebäude und der Ferienwohnung sind zu finden unter www.brunottescher-hof.de

Wer mehr über die Geschichte des Hofes und der Familie Brunotte erfahren möchte, dem ist die Lektüre eines ausführlichen Aufsatzes von Dieter Helwes in den Beiträgen zur Geschichte der Stadt Gronau, Jg. 2018 zu empfehlen.

Kapelle

Zu finden: früher im Areal zwischen Dorfstraße – Bäckerstraße – Bachstraße; existiert nicht mehr

Die Wallenstedter Kapelle stand in der Ortsmitte im Areal zwischen Dorfstraße, Bäckerstraße und Bachstraße, direkt dem Brunotteschen Hof gegenüber. Wie an der alten Katasterkarte zu erkennen ist, wurde sie von drei Seiten von einer Kirchringbebauung umschlossen, die in überformter d.h. veränderter Gestalt heute noch erhalten ist.  Ringsum fließt der heute abgedeckte Dorfbach, der wenig weiter jenseits der Bachstraße wieder zutage tritt.

Zwei Gebäude des Kirchringes, die sicherlich noch dem 17. Jahrhundert angehören, sind noch heute erhalten: die Wohnhäuser Dorfstr. 2 und Bäckerstr. 4 (ursprünglich eine kleine Scheune).

Es ist belegt, dass die Kapelle in Wallenstedt im Jahre 1597 erbaut wurde. Vermutlich hat es aber schon einen Vorgängerbau gegeben. Die Wallenstedter Kapelle war ein rechteckiger Bruchsteinbau, dessen Tür und Fenster ebenfalls rechteckig waren. Hier wurden mindestens viermal im Jahr vom Rhedener Pastor Gottesdienste mit Predigt gehalten. Festgelegt waren dafür der Gründonnerstag, der Tag nach Himmelfahrt, der sogenannte Hagelfeiertag, schließlich der zweite Pfingsttag und der 21. Dezember, der Tag des Hl. Thomas. Wegen ihres schlechten baulichen Zustandes wurde die Kapelle 1870 abgerissen. Von ihr ist lediglich die im 14. Jh. gegossene schlanke Glocke erhalten geblieben, deren Form man auch „Zuckerhut“ nennt. Sie hatte seit 1746 im Turm der Kapelle gehangen und war wegen ihres hohen Kunstwertes vor Beschlagnahmungen im 1. und 2. Weltkrieg verschont geblieben. Nach dem Abriss der kleinen Kirche wollten sich die Wallenstedter nicht von ihrer Glocke trennen. Man befestigte sie zunächst an einem Gerüst oder wie man im Dorf erzählt, in der großen Linde am Ortseingang. Als auf dem Dach der Wallenstedter Schule 1874 ein Dachreiter montiert wurde, bekam die Glocke hier einen neuen und sicheren Platz und fortan läutete sie in gewohntem d-Ton den Sonntag ein, erklang zur Feier von Begräbnissen oder kündete den Bauern auf dem Acker die wohlverdienten Pausen an. Seit der Einweihung der Friedhofskapelle am östlichen Ortseingang von Wallenstedt im Jahre 1969 befindet sich die Wallenstedter Glocke nun auf dem Kapellendach.

Hof Wettberg

Zu finden: Hohle Grund 3

Zu den ältesten Hofstellen und gleichzeitig zu einem der drei Ackermannshöfe Wallenstedts gehörte schon immer der Hof im Hohle Grund 3. Der landwirtschaftliche Betrieb mit denkmalgeschützter Hofanlage, Fachwerk- und Ziegelgebäuden wird noch heute bewirtschaftet. Hier fällt außerdem der repräsentative Giebel über dem großen gemauerten Scheunentor ins Auge. Heinrich Wettberg und seine Frau Johanne ließen in diesen Giebel 1870 zwei Steinplatten einmauern, in denen ihre Namen und das Entstehungsjahr der Scheune sowie der Denkspruch „Der Segen des Herrn macht reich. Macht reich ohne Mühe“ zu lesen sind.

Alte Gärtnerei (heute Kunsthof Gloriana)

Zu finden: Bäckerstr. 3

Wer heute dem Kunsthof Gloriana einen Besuch abstattet, der weiß vermutlich nicht, dass dieses wunderschöne Fachwerkhaus aus dem Jahre 1756 und die dazu gehörigen Nebengebäude ursprünglich zur einer Gärtnerei in Wallenstedt gehörten. An den idyllischen Garten des Kunsthofes, in dem man nun bei schönem Wetter Kaffee und Kuchen genießen kann, grenzen die Flächen des ehemaligen Gartenbaubetriebes, zur Straße „An der Mainte“ liegen sie hinter einer hohen alten Mauer mit Holztor verborgen.

Alte Schule

Zu finden: Hohle Grund 15

Bis zum Jahr 1858 gehörten die Orte Rheden, Dötzum, Heinum und Wallenstedt zu einer Schulgemeinde. Erst in jenem Jahr wurde in Wallenstedt eine eigene Dorfschule am Nordrand des Ortes eröffnet, die nun von den dorfeigenen Kindern und denen aus Heinum und Dötzum besucht wurde. Als erster Lehrer wurde Adolf Brunken von Rheden nach Wallenstedt versetzt. Schon 1865 wurde ein Anbau an der Nordseite der Schule beschlossen, in den man die bis dahin im Haupthaus untergebrachten Viehställe, Toiletten, Waschküche, Besenraum und Dreschdiele verlegte. 1874 erhielt das Schulhaus einen Dachreiter auf der Mitte des Daches, in dem die mittelalterliche Glocke der 1849 abgerissenen Wallenstedter Kapelle aufgehängt wurde. In diesem baulichen Zustand blieb die Schule bis zum Jahr 1906. Danach wurden die alten Anbauten entfernt und die Schule erhielt u.a. einen neuen Eingang mit Windfang und neue Toilettenanlagen sowohl für die Hausbewohner als auch für die Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus wurden die Fenster aus der Ostseite des Gebäudes vergrößert.

Mit der Auflösung des Volksschulzweckverbandes (VZV) RhedenBrüggen – Wallenstedt – Heinum im Jahr 1974 ging die Zeit der Schule in Wallenstedt zu Ende. Sie wurde geschlossen und 1975 zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde der ehemalige Klassenraum durch einen Flachdachanbau erheblich vergrößert. Im Jahre 1984 wurde das Gebäude schließlich zum Landgasthaus »Alte Schule« umfunktioniert.

Die Betreiberfamilie wurde 2002 Eigentümer der alten Schule und möchte sie aktuell verkaufen. Nähere Informationen sind hier zu finden.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Alte Gärtnerei

Zu finden: Bäckerstr. 3

Mehr Informationen finden sich hier.

Riedemühle

Zu finden: An der Riedemühle 1

Schon am Ortseingang werden Besucher darauf hingewiesen, dass Wallenstedt an der Niedersächsischen Mühlenstraße liegt. Um die Wallenstedter Riedemühle zu finden, muss man den Ort jedoch in Richtung Süden über den „Hungerbrink“ wieder verlassen. Die schmale Straße führt durch Wiesen und Felder leicht bergauf und schon bald hat man sie erreicht.

Die Mühle gehörte ehemals zum Kloster Haus Escherde und war später im Besitz der Herren von Rheden. Das oberschlächtige Rad der Wassermühle hatte einen Durchmesser von 6,30 m. Vom eigentlichen Mühlengebäude ist heute nichts mehr erhalten, lediglich alte Fotos können noch einen Eindruck von der Mühlenanlage vermitteln. Die zur Mühle gehörenden Fachwerkgebäude entstanden im 19. und 20. Jh.

Der Mühlenbetrieb wurde zu Beginn des 2. Weltkrieges eingestellt. Letzter Müller war Karl Lampe aus Rheden, der durch die Heirat mit der Müllerstochter Hedwig Hagemann in den Besitz der Mühle kam, das Müllershandwerk jedoch erst erlernen musste. Karls und Hedwigs Tochter Christa, die mit einem Rhedener Landwirt verheiratet war, erbte die Mühle und verkaufte sie später an die heutigen Besitzer. Von ihrem Vater erzählt sie, dass dieser eigentlich gern Architekt geworden wäre und außerdem ein sehr belesener und handwerklich geschickter Mann gewesen sei. Zeit seines Lebens schrieb er seine Erfahrungen und Erinnerungen in Tagebüchern nieder, die bis heute erhalten gebliebenen sind. Karls besonderes Hobby aber sei die Schnitzkunst gewesen.

Die noch verbliebenen Gebäude der Riedemühle werden heute privat genutzt und bewohnt und sind nicht zu besichtigen.